Berichte

 

Besuch im Bestattungsmuseum am 18.11.2009

 

Wie vereinbart trafen wir uns kurz vor 15 Uhr vor der Bestattung Wien im 4. Bezirk in der Goldeggasse. Auf Grund von diversen krankheitsbedingten Absagen war unsere Gruppe sehr klein. Mit gemischten Gefühlen gingen wir durch die Hauseinfahrt in den Innenhof, wo einige Wagen de Bestattung abgestellt waren. Durch die Seitenscheiben waren die mit dunklen Bahrtüchern bedeckte Särge auszunehmen. Nichts desto trotz betraten wir das Museum, indem wir über eine steile Treppe in den ersten Stock gingen. Kurz darauf kam Herr Mag. Dr. Wittigo Keller, der Kurator des Bestattungsmuseums um uns zu begrüßen und uns weiter zu bitten. Nachdem wir abgelegt hatten durchquerten wir den ersten Raum, hier konnten die ersten Schaustücke, wie ein weißer Schleiflacksarg mit goldbesprühten Kanten bewundert werden.

 

Wieder stiegen wir eine Treppe hinauf und gelangten in einen Raum in dem Bahrtücher an der einen Wand und die prunkvollen Uniformen aus längst vergangenen Tagen an der anderen Längswand ausgestellt waren, darunter auch das Zaumzeug und der Rückenschmuck der Kutschenpferde. Herr Mag. Dr. Keller erklärte uns, dass das Fotografieren zu privaten Zwecken, natürlich ohne Blitzlicht, es ist ja bekannt, dass das Blitzlicht den Farben und Ausstellungsstücken zusetzt, schon möglich sind, nicht aber zur Veröffentlichung. Wir respektieren selbstverständlich diesen Wunsch und verzichten daher auf eine Veröffentlichung von Fotos aus dem inneren des Museums auf unserer Homepage. Daher sind auch lediglich Bilder der Fassade der Bestattung Wien zu sehen.

 

Die Führung durch den Kurator des Museums gestaltete sich äußerst informativ, Herr Mag. Dr. Keller verstand es mit viel Witz und fesselnden Erzählungen die Geschichte der "Schönen Leich" der Wiener zu vermitteln. Sehr anschaulich brachte er die früheren Zeiten mit dem Drang nach Nachahmung des betuchten Adels selbst noch beim allerletzten Auftritts, eben der Bestattung, der Menschen nahe. Erklärte woher der Begriff, der heute noch jedem Wiener bekannt ist, des Pompfüneberers kam. Das erste 1867 gegründete Bestattungsunternehmen trug den Namen Entreprise des pompes funèbres, was nichts anderes als Bestattungsinstitut hieß, trug, daraus entwickelte sich dann die obgenannte Bezeichnung für die Bediensteten der Bestattung.

 

Thema der damaligen Zeit war auch die Angst vor dem Scheintot. Wer wollte schon lebendig begraben werden. Viele mitunter kuriose Apparaturen wurden entwickelt, um zu verhindern, dass Menschen lebend unter der Erde landeten. Vom Rettungswecker bis zur wohl blutrünstigsten Variante des sogenannten Herzstichs, den es im übrigen auch heute noch gibt, man muss ihn nur zu Lebzeiten verfügen. Zuviel mag ich davon gar nicht verraten, wens interessiert der besuche das Bestattungsmuseum und genieße die Führung mit dem Herrn Kurator.

 

Interessant war auch ein wie ein Bauernmöbel bemalter Sarg, der so erzählte Herr Mag. Dr. Keller in bäuerlichen Gegenden in die Wohnstube integriert war und bei Bedarf jederzeit verfügbar war. Unter den Ausstellungsstücken befindet sich auch ein sogenannter Klappsarg, dessen Boden aufklappbar, damit mehrfach verwendbar und daher kostengünstig war. Durchgesetzt hat sich diese von Josef dem II. angeordnete Neuerung nicht, der Wiener mag nun mal nicht auf seine "schene Leich" verzichten.

 

Zur guten alten Zeit gab es viele private Unternehmen, Bestattung war ein freies Gewerbe und lukrativ. Dies führte zu skurillen Auswüchsen, so wurden Zettelchen an Hausmeister und Portiere verteilt in denen stand: "Sollte jemand wissen, dass jemand schwer krank ist, und sich nicht mehr erholen wird, oder überhaupt dem Ereignis nahesteht, dann dies bitte der nächsten privaten Bestattungsanstalt anzeigen." Dafür wurden im Falle des Ablebens der Person dann nicht zu geringe Provisionen bezahlt, manche machten dies zu ihrem Nebenjob.

 

Auch über die Feuerbestattung wusste Herr Mag. Dr. Keller zu erzählen, er berichtete uns von den früheren und derzeitgen Prozentzahlen im Bezug zur Erdbestattung, die Feuerbestattungen sind zahlenmäßig sehr deutlich weniger. Dies liegt offenbar an der Einstellung der Menschen, die wenn sie einen 190 cm großen Menschen in ihrer Erinnerung bewahren, sich kaum vorstellen können, dass dieser in der relativ "kleinen" Urne Platz haben kann. Alte und neuzeitliche Überurnen waren zu sehen. Ebenso kann man sehen was nach der Einäscherung an Volumen bleibt und das ist wahrlich nicht viel.

 

Zum Abschluss gab der Kurator noch die skurillste Todesanzeige, die er je gelesen hatte zum Besten, sie stand in der Züricher Zeitung.

 

Das sah so aus:

 

In der rechten oberen Ecke stand der Namen und die Adresse, darunter in der Mitte stand – Ich bin umgezogen, meine neue Adresse: Friedhof Rehalp, Urnen-Reihengrab 4276- darunter – über Besuche würde ich mich freuen.- Darunter erneut der Name.

 

Wer mehr über die berühmte "schene Leich" der Wiener und den damit verbundenen Kulthandlungen erfahren möchte, dem kann ich einen Besuch im Bestattungsmuseum nur wärmstens empfehlen.

 

Verfasst von Karin

 

zurück zur Berichtübersicht