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Reisebericht Dampfschifffahrt mit der Schönbrunn am 26.8.2012

 

Am Sonntag den 26.8.2012 begaben wir uns zum Franz-Josefs-Bahnhof, von wo aus wir mit dem Regionalzug nach Krems aufbrachen. Der Himmel war wolkenverhangen und hin und wieder tröpfelte es. Pünktlich um 7 Uhr 51, wir hatten im oberen Stock des Wiesel Platz genommen, rollte der Zug aus dem Bahnhof. Vorbei an Feldern durch noch verschlafene Dörfer rollten wir unserem ersten Ziel Krems entgegen, wo auf dem Vorplatz zum Bahnhof bereits die bestellten Taxis, die uns zur Anlegestelle Krems-Stein brachten.

 

Hier lag sie in all ihrer Schönheit bereits unter Dampf, die Schönbrunn, einer der letzten dampfbetriebenen Raddampfer die es noch gibt. Schwarze Rauchwolken entstiegen ihrem Schornstein, je nach Befeuerung einmal mehr einmal weniger. Sie ist von außen schon imposant, liebevoll restauriert und in sehr gutem Zustand. Der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte, die Eigner des Schiffes seit 1995 sind, kann man nicht genug Anerkennung zollen, dass sie dieses Kleinod erworben und mit viel Einsatz und auch finanziellen Mitteln wieder zu dem gemacht haben was sie heute ist, eine Zeugin ihrer Zeit als Dampfmaschinen den Fortschritt der Technik bedeuteten.

 

Ein paar Details zum Schiff möchte ich nicht unerwähnt lassen. Die Schönbrunn wure 1912 in der Werft Obuda in Budapest gebaut, die alte Dame ist somit heuer 100 Jahre alt geworden. Ihre Tragfähigkeit beträgt 648,8 Tonnen, ihre Diagonal-Compound Heißdampfmaschine brachte unter Kohlenfeuerung an die 710 PS, heute nach Auskunft der Crew 1200 PS an Leistung, im stehenden Wasser bzw. auf der Talfahrt eine Fahrgeschwindigkeit von ca. 21 Kilometer pro Stunde, stromauf natürlich weniger, bei der Bergfahrt an die15 Kilometer pro Stunde. Angetrieben wird sie von zwei seitlich liegenden exzenter-gesteuerten Schaufelrädern, gesteuert über eine dampfunterstützte Doppel-Balance Ruderanlage. Die Einstellungen im Maschinenraum erfolgen alle händisch. Die Länge beträgt 74,62 m, die Breite über die Radkästen 15,72 m und der maximale Tiefgang 1,73 m. Früher wurde sie mit Kohle beheizt, im Jahr 1954 wurde sie auf Schweröl umgerüstet. Der Verbrauch der vier Brenneinheiten liegt bei 350 Litern pro Stunde.

 

Die Schönbrunn hat eine bewegte Vergangenheit, sie war Linienschiff, Schiff für Nostalgiefahrten, wurde außer Dienst gestellt und als Casino Schiff in Budapest genutzt. Sie kam zurück nach Österreich, wurde Teil der oberösterreichischen Landesausstellung und hatte großes Glück von der ÖGEG als nicht mehr einsatzfähiges Schiff zu einem symbolischen Preis von der DDSG gekauft zu werden. Nach gut fünf Jahren Renovierung konnte sie in fahrfähigen Zustand gebracht werden. Auch die Innenausstattung der Schönbrunn ist in einem sehr guten Zustand und liebevoll renoviert und sehr gepflegt.

 

Kapitän Sepp Rathwallner und seine Crew haben die Fahrt von Krems nach Wien zu einem Erlebnis gemacht. Kompetenz und Freundlichkeit war selbstverständlich, jede Frage zu Schiff und Dampfmaschine wurde beantwortet, es wurden Führungen durchgeführt, wobei geduldig alle wissenswerten Einzelheiten über Geschichte und Technik des Schiffes erklärt wurden.

 

Gemütlich stampfte die Dampfmaschine über den Strom, deutlich konnte man die Übertragung der Kraft von der Maschine auf die Schaufelräder spüren. Wenn über die Ventile Dampf abgelassen wurde stiegen weiße Wölkchen aus den Radkästen empor. Früher war es sicher so, dass diese Art zu reisen eine bedeutende Beschleunigung war, heute in unserer hektischen Zeit ist dies wohl das Gegenteil.

 

In beschaulichem Tempo ging es die Donau entlang, vorbei am Stift Göttweig, dass inzwischen in der Sonne lag, das Wetter hatte sich gebessert, vorbei an Grafenegg bis zur Schleuse in Altenwörth. Nach der Schleusung bei der Ausfahrt konnte man auch eine Besonderheit der Schönbrunn bewundern, denn sie hat einen herunterklappbaren Schornstein. Auffallend war für mich, dass der Raddampfer beim anlegen, z.B. in Tulln, nicht wendet und gegen den Strom anlegt, wie wir das von den anderen Donauschiffen gewohnt sind, sondern mit dem Strom anlegt.

 

Von Tulln aus ging es weiter nach Greifenstein, wo abermals geschleust wurde und wieder wurde bei der Schleusenausfahrt und auch bei den Brückdurchfahten wo notwendig der Schornstein umgelegt. Weiter ging es an Klosterneuburg und Korneuburg vorbei bis nach Wien. An der Anlegestelle bei der Reichsbrücke legte die Schönbrunn wieder mit dem Strom an. Hier warteten schon die Reisenden, die bis nach Budapest fahren wollten, auf den Einstieg. Wir verließen das Schiff in dem Wissen, dass wir, sollte die Schönbrunn wieder einmal in Wien sein, ganz sicher wieder mit ihr über die Donau schippern wollen.

 

Die Reise war wunderschön, ein Erlebnis der besonderen Art und ist jederzeit zur Nachahmung empfohlen. Unser Dank für diesen Ausflug in vergangene Zeiten gilt der gesamten Crew und Allen, die dieses Schiff hegen, pflegen und erhalten. Wir hoffen sehr, dass die Schönbrunn unter ihrem Kapitän Rathwallner und ihrem Eigner der ÖGEG noch viele weitere Jahre die Donau bereisen wird.

 

Verfasst von Rudolf dem I.

 

Die Fotos wurden von Clubfreund Bernd und Rudolf dem I. zur Verfügung gestellt. Mit der Teilnahme an der Veranstaltung stimmen die Clubfreunde der Veröffentlichung von Fotos , die im Rahmen der Veranstaltung entstehen, ausdrücklich zu.

 

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