Berichte

 

Kurzreisebericht zum Tagesausflug nach Falkenstein
mit anschließendem Spanferkelschmaus, vom 19.4.2008

 

Am Samstag den 19.4. um die Mittagszeit starten wir beim Westbahnhof, mit Zwischenstopps beim Südbahnhof, am Rennweg und schließlich in Floridsdorf, den Tagesausflug nach Falkenstein im Weinviertel.

 

Auf der B7 oder Brünnerstraße fuhren wir Richtung Falkenstein. Kurz vor Eibesbrunn beeindruckte die Reiseteilnehmer vor allem die ungeheuren Erdarbeiten, die für den Bau der S1 von Schwechat über Süßenbrunn nach Korneuburg zur A22, notwenig sind. Die S1 wird mit dem Knoten Süßenbrunn mit der A23 (Südosttangente) sowie über den Knoten Eibesbrunn auch an die A5, die über Drasenhofen/Nikolsburg weiter nach Brünn führt, angebunden. Auf dieser Großbaustelle konnte auch ein neues Lärmschutzwandsystem bewundert werden. In Gitterschalungen werden verschiedenfärbiger grober Gesteinsbruch aufgeschichtet, bei der letzten Schicht dürfte es sich um Humus handeln, was eine mögliche Begrünung erwarten lässt.

 

In Falkenstein angekommen, erwartete uns Frau Schlöglhofer bei der Pfarrkirche, um uns bei einer Führung einige wissenswerte Details der Geschichte Falkensteins näher zu bringen.

 

Entstanden ist Burg Falkenstein im 11. Jahrhundert unter Heinrich dem III. (Geschlecht der Babenberger) nach einem erfolgreichen Feldzug gegen die Böhmen und Mährer, aber nicht da wo sie heute steht, sondern an der Stelle der heutigen Kirche bzw. des heutigen Pfarrhofs, dies erklärt auch die noch bis zum heutigen Tag vorhandenen Schießscharten. Die Gründung der Pfarre geht auf das Jahr 1050 zurück, 1678 wurde sie renoviert und dem Jakobus geweiht worden. Einer der Schätze die in der Kirche zu bewundern sind, ist die Sandsteinmadonna aus dem Hochmittelalter, datiert um 1400, und auch über dem Hochaltar ist die Dreifaltigkeit als drei ganz gleiche Personen dargestellt, was von der Inquisition bekämpft und diese Darstellungen zum allergrößten Teil vernichtet wurden. In Falkenstein ist sie, wie auch immer, erhalten geblieben. Neben der heutigen Kirche ist der Karner (Beinhaus)im 15. Jahrhundert errichtet und 1994 baulich gesichert worden. Die darüber befindliche St. Georgskapelle wurde in der 1. Hälfte des 18 Jahrhunderts abgerissen. Die beiderseits stehenden Glocken waren von 1942-47 im Kirchturm von Falkenstein in Verwendung. Daneben ist die Familiengruft des Adelsgeschlechts der Trautson zu sehen, früher stand auch hier eine Kapelle. Zeitweise waren an diesem Standort drei Kirchen zu sehen, was durch alte Stiche belegt ist. Falkenstein war Grenzposten gegen Norden und hat somit unter den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen immer zu leiden gehabt.

 

Der Ort Falkenstein wurde 1118 erstmalig urkundlich erwähnt. Im Jahr 1309 hatte das Landgericht, ein Hoch- und Blutgericht seinen Sitz in Falkenstein, das letzte Todesurteil wurde 1773 auf dem Galgenberg vollstreckt, im Jahr 1309 wird im Bergtaidingbuch das Falkensteiner Bergrecht festgelegt. Das Berggericht war für alle Fragen von Weinbauangelegenheiten zwischen Wien und Brünn zuständig.

 

Auf dem Weg zum Weinlehrpfad führt uns Frau Schlöglhofer auch durch die Lourdesgrotte des Ortes, von der Quelle wird auch heute von älteren Bewohnern des Ortes noch gerne Wasser geholt, ein wahrhaft romantisches Plätzchen. Der Weinbau, mit dem heutigen nicht ganz zu vergleichen, war in Falkenstein schon im Mittelalter von Bedeutung. Der heutige Weinlehrpfad wurde im Jahre 1974 angelegt, er wurde und wird mit großflächigen Bildern von niederösterreichischen Malern bereichert.

 

Mitte 12. bis Ende 13. Jahrhundert wechselte der Besitz der Burg mehrfach, in der Zeit wurde sie auf ihren derzeitigen Standort verlegt, aus der alten Burg entstand der Pfarrhof, der auch Sitz des Landesgerichts war.

 

1513 erhielt Falkenstein das Marktrechtsprivileg durch Kaiser Maximilian I, was natürlich für die Gemeinde ein unglaublicher Aufstieg war. 1538 wurden vertriebene Wiedertäufer aus Mähren in der Burg festgesetzt, die Männer als Galeerensklaven nach Triest verbracht.

 

1571/72 erwarb Hannes III Freiherr von Trautson Falkenstein als erbliches Lehen, 1598 erhob Kaiser Rudolf II Falkenstein vom Lehensbesitz zur freien Grafschaft.

 

Mit der Eroberung der Burg durch die Schweden 1645 begann ihr Niedergang. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts diente sie den umliegenden Bauern Baumateriallieferant, erst 1830 wurde mit dem zumauern des Burgtores dem Substanzraub ein Ende gesetzt.

 

Da sich trotz der sehr interessanten Ausführungen unserer kompetenten Führerin der Himmel mehr und mehr verdunkelt, gehen wir vom Weinlehrpfad über einen Schleichweg vorbei an einer Pferdeschwemme, zurück in den Ort. Leider hat der Wettergott kein einsehen und auf dem letzten Stückchen zum Heurigen Jauk werden wir doch noch ein wenig begossen.

 

In der regensicheren Toreinfahrt des Heurigen ist an einem Gebäude des Hauptplatzes der Schriftzug Privatlade zu lesen. Die Erklärung dazu ist, dass 1741 die erste Waisenlade, heute geführt als Privatlade Falkenstein, gegründet wurde, eine Art soziale Vorsorge, was der ältesten Sparkasse Österreichs entspricht. Der Spaziergang durch die Kellergasse musste wegen Regens dann leider doch ausfallen.

 

Zum Ausklang unseres Tagesausflugs hat der Heurige Jauk uns ein köstliches Spanferkel mit wunderbarem Kraut- und Kartoffelsalat, erfrischendem Mineralwasser und bestem Wein kredenzt. Um 19 Uhr treten wir dann die Heimreise im Bus an, um 21 Uhr endete für alle ein sowohl lehrreicher als auch kulinarischer Tagesausflug.

 

Die Fotos hat freundlicherweise unser Clubfreund Rudolf zur Verfügung gestellt.

 

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