Berichte

 

Pfingsten 2009 am Mittelmeer – die ehemaligen K & K Hafenstädte

 

Freitag, 29. 05. 2009  –  Dienstag, 02. 06. 2009

 

Fünf Tage, die es, im Nachhinein gesehen,  „in sich“ hatten. Treffpunkt war, wie üblich, Erdberg. Als Gepäck und Mitreisende – Rudi Mücke (Fahrer/Reiseleiter/Schwierigkeiten-bereiniger), Karin, Agnes, Herbert, Brigitta, Eva, Anton und „Professor“ Rudolf) verladen waren, ging es auf  nach Kärnten.

 

Nach einem gemütlichen Mittagessen fuhren wir zu unserer ersten Station, dem Historama Ferlach, einem Museum für Technik und Verkehr. Was gab es da nicht alles zu sehen:

Ein Segelflugzeug, Straßenbahnen aus allen Teilen Österreichs, alte Autos, Motorräder, eine Stollenbahn, Postautobusse, Post-Paketwagen in verschiedenen Ausführungen, Dampfwalzen, Mannschaftswagen der Polizei, Traktoren, Kutschen, Fahrräder für Kinder und Erwachsene, Schiffe in Originalgröße und als Modell, ja sogar einen alten Linienbus aus Paris konnten wir bewundern. Was ich aus den Beschreibungen zu den einzelnen Modellen entnahm und für mich eine Neuigkeit war, ist die Mitarbeit von Ferdinand Porsche während seiner Kriegsgefangenschaft am Autobau des Renaults 4 CV.

 

Nächste Station war eine Kaffeepause auf halber Strecke zum Loiblpass. Auf der Rückfahrt wollten wir  Wasserfälle besichtigen. Dies gelang nicht ganz, da das Zutrittstor zum großen Wasserfallbereich geschlossen war und der Schlüssel im eben erst verlassenen Gasthaus geholt hätte werden müssen.

 

Aber es war trotzdem noch nicht genug geschaut und bewundert, wir fuhren vor der Belegung unserer Zimmer nach Viktring. Dort steht die Kirche „Maria zum Siege – Maria Viktoria“, die zum ehemaligen Zisterzienserstift gehörte. 1202 wurde die Stiftskirche geweiht und entsprach den Bauvorschriften, die die Mönche aus Frankreich mitbrachten. 1843 verkleinerte man das Langhaus, aber die Schätze, die wir bewundern wollten, blieben erhalten: der barocke Monumentalaltar, der leider einen Teil der wunderbaren gotischen Glasfenster verdeckte und die Fresken der Bernhardkapelle, die man bei der Kirchenrenovierung  wieder entdeckte.

 

Samstag, die Nostalgie-Mehrtagesfahrt begann. Wir saßen in einem umgebauten Schlierenwagen (hoffentlich hab ich mir das Wort richtig aufgeschrieben) und fuhren über die Karawankenbahn nach Jesenice, einem Ort von „herber Schönheit“, wandten uns dann der ehemaligen Kronprinz-Rudolf-Bahn zu, die uns über Kranj nach Ljubljana brachte. Gebracht hat uns eine Diesellok Hercules vom Typ 2016.081-9, die zum ersten Mal diese Strecke befuhr und der einzige Typ ist, der eine Zulassung für Slowenien hat. Bei Ljubljana verließen wir die Kronzprinz-Rudolf-Strecke und fuhren nunmehr auf der Südbahn, natürlich aus K & K-Sicht gesehen. Irgendwo verließen wir auch diese Strecke (Fans könnten das präzisieren) und wandten uns mit unserem Zug in einem weiten Bogen der kleinen Hafenstadt Koper zu. Dabei eilte der Zug am Dörfchen Hrastovlje vorbei, in dem es eine alte Wehrkirche mit wunderbaren Fresken gibt, z.B. den „Totentanz“. Wer die Krimis von Veit Heinichen, einem Deutschen, der in Triest lebt, kennt, der weiß auch, dass sich Commissario Proteo Laurenti hier öfters mit seiner kroatischen Freundin  Ziva Ravno, Staatsanwältin aus Pula, trifft.

 

In Koper angekommen, hatten wir ca. eine Stunde Zeit für uns selbst, denn dann begann der Städtchenspaziergang. Koper wurde geprägt von einer venezianischen Verwaltung, die sich sehr stark auf den  Bau der heutigen Sehenswürdigkeiten ausprägte. Unser Abend klang bei einem Glas Wein oder einem Lieblingsgetränk anderer Art eines jeden einzelnen aus. Für viele Einheimische war der „Ausklang“ ein Klang ganz anderer Art. Vor unseren Hotelfenstern gab es nämlich ein Fest mit Rock- und Popmusik. Bei jedem Rhythmuswechsel wurde ich munter und als um 2 Uhr früh der „Musiksalon“ endlich geschlossen wurde, war die Stille so unheimlich, dass ich ebenfalls aus dem Schlaf erwachte.

 

Sehr, sehr zeitig in der Früh ging’s wieder los. Frühstück war um 6 Uhr morgens. Pünktlich um 7 Uhr setzte sich unser Zug Richtung Pula in Bewegung. Zehn Jahre lang, so ließ ich mir erzählen, wurde von Österreich aus keine Fahrt auf dieser Bahnstrecke angeboten. In der kroatischen Bahnstation Buzet bekamen wir eine neue Lok – eine Güterzuglokomotive, gebaut von General Motors in Kanada, Exportausführung, mit der Nummer 1.8 oder 18. (Was man von Fans nicht alles erfährt). Die Fahrt durch den Karst, der bereits in Slowenien begann, hatte seine eigene Schönheit, das noch vom vorhandenen Grün der Landschaft verstärkt wurde.

 

In Pula, dem ehemaligen Kriegshafen der Monarchie, hatten wir eine Stadtführung, die ganz auf dieses Thema zugeschnitten war. Auch wenn wir auf K & K-Spuren wandelten, über das unübersehbare römische Amphitheater  stolpert man auf jeden Fall bei so einer Besichtigungstour. Auch die versteckt gelegenen römischen Mosaike entdeckte ich. 

 

Zurück in Koper hatten wir die Wahl: die Strecke zwischen Bahnhof und Hotel mit dem Verkehrslinienbus oder mit dem Taxi zu fahren oder aber auch zu Fuß zu gehen. Da ich der Meinung war, nach der Zugfahrt schadet mir Bewegung nicht, ging ich diese Strecke. Vor der „Altstadt“ entschied ich mich nachzuschauen, ob Koper seine Sehenswürdigkeiten beleuchtet. Es war zwar noch nicht ganz dunkel, aber diese baulichen Schwerpunkte waren mit Licht angestrahlt. Beleuchtet war auch auf der Seeseite von Koper ein Kreuzfahrtschiff, das sich, einladend zum Mitreisen, vom Abendrot des Himmels abhob.

 

Die Rückreise nach Österreich begann mit einer Bootsfahrt von Muggia aus. Hier beginnen bereits die Hafenanlagen von Triest. Unser Ausflugsboot fuhr entlang der Küste, in einige Hafenbecken hinein,  bis zum Schloss Miramare  als Endpunkt. Das Schöne und Bequeme an Triest ist, man kann fast mitten in der Stadt das Boot verlassen. Danach kam noch ein kleiner Stadtrundgang, ein Kaffeehaus-Besuch und dann fuhren wir mit dem Sonderbus zum unserem Bahnhof Villa Opicina. Anton und Professor Rudolf zogen dem Stadtrundgang eine Straßenbahnfahrt vor. Veit Heinichen beschreibt so eine Fahrt mit der (einzigen) Straßenbahn Triests zur bzw. von der Villa Opicina, der vernachlässigten Haltestelle des Triestiner Nordbahnhofes, in einem seiner Krimis, natürlich unter spektakuläreren Bedingungen, als sie Anton und Rudolf erlebten. Als unser Sonderzug Zug die Haltestelle Opicina verließ, hätte ich fast Tränentücher an die Bahnfans ausgeben müssen, denn der Zug fuhr nicht die „alte Strecke“, sondern direkt nach Slowenien. Was macht aber die alte Strecke so besonders? – man hätte einen winzigen Blick auf die ehemalige K & K-Südbahnstrecke werfen können. Dafür entschädigte etwas später die Fahrt über die alte Steinbogen- oder Wölbbrücke der Wocheiner Bahn über den türkisblauen Fluss Soca/Isonzo. Zurück in Klagenfurt, besuchten wir noch den Lindwurm und freuten uns über ein selbst gewähltes Abendessen.

 

Der letzte Tag unserer Reise brachte aber auch noch Erfreuliches. Wir machten Station zuerst in Maria Wörth und dann beim Flascherlzug in Stainz. Der Name stammt aus einer Zeit, in der Menschen einen Wunderdoktor an dieser Bahnstrecke besuchten, der in nicht einmal zwei Minuten aus dem Urin seine Diagnose erstellte. Diese Urinfläschchen gaben dem Zug den Namen und nicht wie vielleicht manch einer meint, die Schilcher-Weinflaschen. Auch die Remise durften wir besuchen und die darin abgestellte alte Dampflokomotive. Es blieb uns noch genug Zeit, um in Stainz ein Automobilmuseum zu besuchen. Vor dem Museum standen wirklich alte Vehikel, die der Reparatur harrten. Im Museum selbst präsentierten sich diese Fahrzeuge dann liebevoll hergerichtet unseren neugierigen Blicken. Nichts mehr war zu sehen von Rost oder Staub.

 

Ein Programmpunkt war noch ausständig, der Besuch beim Schokoladenzotter. Als alle ihre „süßen“ Wünsche erstanden oder gekostet oder auch nur einen Kaffee getrunken hatten, fuhren wir flott nach Hause.

 

Es war ein schöner, interessanter Ausflug, bei dem auch das Wetter mitspielte.

 

Verfasst von Eva

 

Die Fotos wurden freundlicherweise von unseren Clubfreunden Karin, Anton, Brigitta und Rudolf dem I. zur Verfügung gestellt, der Veröffentlichung auf der Homepage wurde von den Teilnehmern zugestimmt.

 

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