Berichte

 

Reisebericht Eisenbahngeschichtspark Budapest, Schloss Gödöllö am 13.4.2009

 

Ostermontag 2009

 

Die neunköpfige Reisegesellschaft des Freizeitclub Mücke traf sich am frühen Morgen des 13.4.2009 am Südbahnhof Ostseite. Nach der erfolgreichen Platzsuche setzte sich der Blaue Blitz pünktlich um 6 Uhr 30 in Bewegung Richtung Budapest. Das Wetter war gut und versprach auch zu halten. Entlang der Strecke konnten viele Rehe und Hasen, aber auch Fasane beobachtet werden. Stellenweise waren Wasserpfützen in den Feldern zu sehen, die mitunter kleinen Seen ähnelten.

 

Gegen 10 Uhr 40 kamen wir im Vasúttörténeti Park (Eisenbahngeschichtspark) an. Hier waren beeindruckende Dampfrösser mit ihrer ungeheuren Größe, auch Schneepflüge für die Schienenanlagen in verschiedenen Größen, auch eine Schneefräse zu bewundern, neben ihr sehen Menschen wie Spielzeug aus. Neben den traditionellen Gefährten der Schiene waren aber auch exotisch anmutende Dinge wie z.B. Schienenautos zu bestaunen.

Auch die beiden Drehscheiben mit ihren vielen Gleisanschlüssen und den dahinterliegenden Hallen mit den riesigen Toren waren sehr beeindruckend. Beim Draisinen fahren konnte unser Clubbetreuer seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen, der Lohn der schweißtreibenden Mühe war eine Urkunde in ungarischer Sprache.

 

Ab 12 Uhr wurde im Zug das Mittagessen gereicht, um 12 Uhr 30 setzten wir die Reise nach Gödöllö fort und trafen um 13 Uhr 26 ein. Eine Führerin erwartete die Zuginsassen, um sie zum Schloss Gödöllö zu geleiten. Dort angelangt wurde die große Gruppe in mehrere Grüppchen zu jeweils ca. 30-32 Personen geteilt.

 

Über die impossante große Treppe des Mittelrisalits stiegen wir zu einem Vorraum, der mit herrlichen Wandmalereien in Grauschattierungen ausgestattet war. Die Figuren in den gemalten Rahmen stellten die vier Jahreszeiten aber auch z.B. die herrschaftliche Tätigkeiten des Gärtnerns usw. dar. Im nächsten Raum war das Speisezimmer Königsfamilie zu sehen. Viele Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände gingen leider im Lauf der wechselhaften Geschichte des Schlosses verloren, aber das was vorhanden geblieben ist, oder durch Erwerb ähnlicher Stücke ersetzt wurde, besticht durch liebevolle Restaurierung und gute Pflege.

 

Im nördlichen Flügel des Schlosses waren die Gemächer des Kaisers, wie Ankleideraum, Schlafraum, Arbeitszimmer usw. untergebracht. Die Räume des Kaisers wurden in seinen Lieblingsfarben Beige und Maisgelb dekoriert, sowohl die Vorhänge als auch der Wandbehang waren in diesen Farben gehalten. Besonders schön war der Schreibtisch im Arbeitszimmer des Monarchen.

 

Die Räume der ungarischen Königin, im südlichen Flügel des Schlosses, sind in der Lieblingsfarbe von Elisabeth gehalten, Vorhänge und Wandbehang sind je nach Raum in verschiedenen Veilchentönen gehalten.

 

Diese beiden Flügel trennt der Mittelbau, hier befindet sich der Festsaal, in dem wunderbaren Raum mit guter Akustik finden heute Konzerte, Kongresse, aber auch Hochzeiten statt.

 

Die bewegte Geschichte des Schlosses begann im 18. Jahrhundert. Erbaut von Antal Grassalkovich, er erhielt 1732 den Titel des Barons und wurde 1743 durch Maria Theresia zum Grafen erhoben, seine Nachfahren, Antal Grassalkovich der II. und Antal Grassalkovich der III. häuften Schulden auf und nach Antal Grassalkovich dem III. starb die männliche Linie aus und das Erbe ging an die weibliche Erblinie Viczay. 1864 wurde der Besitz an eine belgischen Bank veräußert.

Zwei Jahre später diente das Schloss als Lazarett, damals besuchte die Kaiserin Elisabeth dieses Lazarett und äußerte den Wunsch das Schloss zu erwerben. Der ungarische Staat erwarb das Schloss und übergab es im Jahr 1867 anlässlich der Krönung von Franz Josef dem I. und seiner Frau Elisabeth zur König und zur Königin von Ungarn als Krönungsgeschenk.. Anlässlich der Krönung wurde das Schloss restauriert und der Park aufgeforstet. Die Kaiserin Elisabeth hielt sich immer gerne und lange in Gödöllö auf, dies war so bis zu ihrem Tod im Jahr 1898. Nach ihrem Tod kam der Kaiser immer seltener nach Gödöllö. Sein Nachfolger Karl der I. war zuletzt im Oktober 1918 im Schloss, auf Grund des verlorenen Ersten Weltkriegs wurde ihm eine Rückkehr unmöglich gemacht.

 

Mehrfach wurde das Schloss geplündert, es wurde ein Waisenhaus daraus gemacht, kurzzeitig war es von der deutschen Wehrmacht besetzt, später wurde das Schloss militärischen Zwecken zugeführt. Sowohl die ungarische als auch die sowjetische Armee nutzten das Gebäude. 1958 wurde das Schloss zu einem Altenheim umfunktioniert. Das Schloss wurde bereits 1951 unter Denkmalschutz gestellt, trotzdem begann es zusehens zu verfallen.

 

Zwischen 1990 bis 1994 verließen die nutzenden Institutionen das Haus, es wurde eine gemeinnützige Stiftung gegründet, die die Restaurierung und Erhaltung des Schlosses zum Ziel hat. Viel ist schon geschehen und noch sehr viel ist zu tun bis das Schloss zur Gänze restauriert sein wird, der Park in seiner damaligen Schönheit oder vielleicht doch nur fast so schön sein wird wie in vergangenen Tagen. Auch wenn noch einige Teile des Gebäudes in besorgniserregendem Zustand sind, das Zauber des Schlosses ist und bleibt unvergleichlich.

 

Kurz nach 17 Uhr trafen wir einander am Bahnhof von Gödöllö wieder, mitgenommen haben wir neben schönen Bildern von Loks und Schienenfahrzeugen auch die unvergleichlichen Eindrücke des Schlosses von Gödöllö, dem Schloss der traurigen Kaiserin wie es auch genannt wird.

 

Verfasst von Karin

 

Die Fotos wurden freundlicherweise von den Clubfreunden Karin,Erwin,Rudolf dem I.und Rudolf dem II. zur Verfügung gestellt, die Mitreisenden haben der Veröffentlichung auf der Homepage zugestimmt

 

zurück zur Berichtübersicht